Leichtathletiktrainer Bruno Beutler wurde 80

Ein Leben für die Leichtathletik

Bruno Beutler ist ein Neustrelitzer, ist aber jetzt Trainer beim SV Union Wesenberg. Anlässlich seines 80. Geburtstages verriet er auch den Grund.

„80 Jahre und kein bisschen leiser“, so kann Bruno Beutler bezeichnet werden. Wer ihn kennt, der weiß, Bruno steht zu seiner Meinung, die er auch stets überzeugt vertritt. Der erfolgreiche Leichtathletiktrainer ist immer noch nicht müde und übt seine Bestimmung, jungen Leuten das Einmaleins der Leichtathletik beizubringen, mit vollem Optimismus aus. Seine Leitworte dabei sind Harmonie, Geselligkeit, Erfolge, Anerkennung und Maßnahmen.
Wer ist nun dieser Bruno Beutler? Am 25. Januar 1940, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges, wurde er in Ostpreußen geboren. Auch seine Familie musste mit ihren sechs Kindern damals die Heimat verlassen und Richtung Westen ein neues Zuhause finden. Schon in jungen Jahren war Bruno Beutler ein Sportfan und lernte in der Schule die ersten Grundlagen der Leichtathletik kennen. Er merkte schnell, dass Ausdauer gefragt, Geschicklichkeit notwendig und so manches Mal auch Mut erforderlich war. Dabei half ihm sein Lehrer Achim Stelter, der mit den Kindern in Wildberg in der Nähe von Altentreptow Sport betrieb. „Fast immer waren wir Kinder in der freien Natur unterwegs. Eine Sporthalle – undenkbar“, sagte der vitale, jung gebliebene Senior.
Nach Abschluss der Schule nahm Bruno Beutler ein Agrarstudium in Neubrandenburg auf. Ein sich anschließendes Praktikum in Neddemin nutzte er schon wieder sportlich. Eine Mädchen-Tanzgruppe baute er dort auf und vermerkte mit einem verschmitzten Lächeln: „Das war eine schöne Zeit!“
Im Jahr 1963 zog es Bruno Beutler dann nach Neustrelitz, wo er im Kombinat Materiell-Technische-Versorgung einen Arbeitsplatz bekam und sich mit der Verteilung von Agrarchemikalien im ehemaligen Bezirk Neubrandenburg beschäftigte. Gleichzeitig stand aber auch seine Leidenschaft zum Sport wieder ganz vorn an. Er wurde Mitglied des Eisenbahnersportvereins Neustrelitz (ESV) und baute sofort eine Kinderleichtathletikgruppe auf. Seine sportliche Arbeit wurde von Anfang an gewürdigt und Bruno bekam eine hauptamtliche Stelle im ESV. Ab 1964 gab es dann Dank seiner Initiativen einen Trainingsstützpunkt für Leichtathletik in der damaligen Kreisstadt. Zahlreiche Athleten brachten durch das systematische Training von Bruno Beutler so gute Leistungen, dass sie in Leistungsstützpunkten ihre sportliche Karriere fortsetzen konnten. Stolz sagt der heute 80-Jährige: „86 Talente sind von Neustrelitz aus in die Leistungszentren Neubrandenburg, Berlin und Leipzig gegangen. Dazu gehören Mark Frank, heute Bundestrainer Speerwurf/Frauen oder Thomas Peuker, nun Lauftrainer beim SCN Neubrandenburg. Nicht vergessen möchte ich Thomas Ernst, der in der Altersgruppe 13 einen neuen DDR-Rekord über 400 Meter aufstellte.“
In dieser Zeit baute Bruno Beutler auch sehr guten Kontakt zur Deutschen Tanzkompanie auf. Einige der Mädchen, die dort unter Leitung von Petra Grunst beim Tanzen die Grundlagen wie Harmonie und Geselligkeit kennen lernten, kamen später zur Leichtathletik und konnten diese Basis gut weiternutzen. Zehn Jahre lang, von 1999 bis 2008 organisierte der rührige Leichtathletiktrainer zusammen mit dem ESV 10 Stadionsportfeste in Neustrelitz. Diese waren Höhepunkte der Leichtathletik im ganzen Norden Deutschlands und sogar international nachgefragt.
Im Jahr 2009 erkrankte Bruno Beutler mit 69 Jahren, was einen längeren Klinikaufenthalt notwendig machte. Wieder nach Hause zurückgekehrt gab es für den Vollbluttrainer eine überraschende herbe Enttäuschung. Auf Grund seines schon fortgeschrittenen Alters hatte Bruno Beutler schon vor der Erkrankung begonnen, eine neue Mitarbeiterin in die Leitung des Vereins einzuarbeiten. Diese nutzte seine Abwesenheit, wollte sämtliche Strukturen ändern und stiftete zu seiner Enttäuschung große Unruhe. „Ich war entsetzt, was ist hier los? Lug und Trug sowie zahlreiche Unwahrheiten wurden verbreitet. Viele aufgeregte Gespräche mit den Eltern der Sportler schlossen sich an, wobei mir zum Schluss aber alle beistanden“, sagte er heute noch erregt. Nach Bekanntwerden der Unstimmigkeiten gab es auch von Außerhalb Mahnungen: „Bruno, mit dieser Frau wirst du noch dein Wunder erleben!“ Trotz zahlreicher Gespräche und ein Bemühen um ein vernünftiges Miteinander fand sich im Verein keine Lösung und Bruno strich daraufhin in Neustrelitz seine Segel. Das bedeutete für die Leichtathletik in der Residenzstadt einen unbezahlbaren Verlust.
Doch der unermüdliche Trainer warf nicht die Flinte ins Korn und gab nicht auf, sondern suchte sich mit dem SV Union Wesenberg einen neuen Partner, um sein Wissen und Können weiter zu vermitteln. Hier musste er nicht bei Null anfangen, gab es doch schon seit vielen Jahren einen auch von ihm aufgebauten Leichtathletik-Stützpunkt. Hier arbeitet er bis heute in Harmonie, erhält Anerkennung und bringt mit seinen jahrzehntelangen Erfahrungen und methodischem Training immer wieder junge Sportler zu Höchstleistungen. Dazu gehören Cheyenne Kuhn, eines der besten Sprinttalente Deutschlands und auch Vivien Ernst, Deutsche Vizemeisterin 2019 im Hochsprung. Seit 2015 ist nun Wesenberg der Mittelpunkt seiner Trainerlaufbahn. „Hier mach ich klein aber fein weiter und knüpfe an meine vorherige Tätigkeit an. Auch Neustrelitzer Sportler kommen hierher“, sagt Bruno Beutler zufrieden und stolz.
Stolz kann er auch sein, denn seine über viele Jahre kontinuierliche Arbeit wurde schon vielfach von höchster Stelle durch Belobigungen und Auszeichnungen gewürdigt, Das zeigt sich auch in der Laudatio von Vivien Ernst zur Sportlerehrung des Gymnasium Carolinum Neustrelitz im Februar 2020: „Auch ich hatte das Glück, acht Jahre unter Bruno Beutler trainieren zu dürfen und bin froh, so einen tollen und engagierten Coach gehabt zu haben.“
Die Brücken nach Neustrelitz hat der Leichtathletiktrainer aber noch nicht ganz abgebrochen. Dank guter Zusammenarbeit mit Robert Peuker von den „Rasenkracher“ in Neustrelitz ist es möglich, besonders in den Sommermonaten das Stadion in Neustrelitz mit seiner Tartanbahn, die es in Wesenberg nicht gibt, nutzen zu können. Auch in der Sporthalle der Beruflichen Schule Neustrelitz werden Trainingseinheiten durchgeführt.
Die nächsten sportlichen Erfolge aus der Trainingsarbeit von Bruno Beutler zeichnen sich schon ab. Nach der Delegierung von Vivien Ernst ab Januar 2020 zum Sportclub Neubrandenburg (SCN) und von Lilly Hoeckberg zum Sportgymnasium Neubrandenburg seit September 2019, zeigen auch Friedrich Boenigk und Marlene Dahms schon hervorragende, leistungsorientierte Ergebnisse im Nachwuchsleistungstraining.
Immer wieder finden sich Außenstehende, die Bruno Beutler bei seiner hervorragenden Trainertätigkeit unterstützen wollen. So wurden der Trainingsgruppe gerade erst T-Shirts und Jacken offiziell übergeben. Diese stellte der Prieperter Unternehmer Manfred Giesenberg zur Verfügung und sagte dazu: „Im Jahr 2019 feierte meine Firma ascendi, die Haustüren und Haustürfüllungen herstellt, ihr 15-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass bat ich Geschäftspartner und Kunden, keine Blumen zu überreichen, sondern um eine Spende für die Leichtathletiksportler. 750 Euro kamen dabei zusammen, die ich komplett der Sparte Leichtathletik des SV Union Wesenberg zur freien Verfügung übergab.“
Bruno Beutler freute sich und wollte den Betrag zur Anschaffung neuer Trainingskleidung für seine Schützlinge nutzen. Das gefiel Manfred Giesenberg nicht, denn seine Hilfe war für die Wettkampfteilnahme und Anschaffung von Sportgeräten gedacht. Daraufhin stockte er die Förderung mit der zusätzlichen Bereitstellung von T-Shirts und Jacken noch weiter auf, die jetzt in leuchtendem Rot die jungen Wesenberger Sportler weithin erkennbar machen.

Quelle: Nordkurier vom 02-03-2020 (Ulrich Krieger)