Harry Frank im Gespräch mit dem Nordkurier
Bei SV Union Wesenberg wird es dieser Tage einen Wechsel an der Vereinsspitze geben. Harry Frank steht nach 35 Jahren als Vorsitzender nämlich nicht mehr zur Wahl. Über Höhen und Tiefen in seiner bisherigen Zeit bei Union und auch über die Bedeutung des Ehrenamts sprach Tobias Lemke mit dem 67-Jährigen.
Was macht einen guten Vereinsboss aus?
Eine kontinuierliche, engagierte und gute Arbeit. Den Sport und die Leute gilt es zusammenzuhalten. Da gibt es natürlich immer Höhen und Tiefen. Einen Sportverein leiten, ist ein bisschen, wie ein kleines Unternehmen führen.
Sie haben es angesprochen, neben tollen Erfolgen kommen auch mal schwere Zeiten. Was ist an beiden Enden der Gefühlsskala in Erinnerung geblieben?
Als wir im Fußball oben mitgespielt haben in der Bezirksliga und der Landesliga, das war schon eine schöne Zeit. Viel Freude haben uns auch immer die Sportfreundschaften bereitet, ganz früher etwa mit Sportlern aus der Tschechoslowakei und dann aus unserer Partnerstadt in Quakenbrück. Klar gab es dann auch die Zeit der Abstiege. Wir spielen heute in der Kreisoberliga. Aber auch das hat seinen Charme. Wegen der örtlichen Nähe haben die meisten Spiele Derby-Charakter.
Nun sollen Jüngere das Ruder beim SV Union übernehmen. Warum ist für Sie an der Vereinsspitze Schluss?
Es ist einfach Zeit aufzuhören. Nach 35 Jahren, die ich im Amt war, muss nun ein Verjüngungsprozess stattfinden, der im Verein übrigens schon begonnen hat. Junge Leute sind im Vorstand schon in den Vorjahren nachgerückt und werden sich zur Wahl stellen. Vereine, die nicht bei Zeiten anfangen, eine Nachfolge aufzubauen, werden es schwer haben. Generell ist die Nachwuchsgewinnung heutzutage schwieriger geworden als in früheren Jahren. Dank einer engagierten Übungsleiterin sind wir beim Kindersport zum Glück gut aufgestellt.
Der SV Union ist in erster Linie zwar ein Ort zum Sport treiben, in einer kleinen Stadt wie Wesenberg kommt dem Verein sicher noch weitere Bedeutung zu?
Ich bin mir sicher, dass der SV Union dazu beiträgt, dass das soziale Zusammenleben in der Stadt funktioniert. Die Freude am Sport trägt zur guten Laune bei und damit zu einem vernünftigen Miteinander. Der Verein kann eine Vermittlerrolle einnehmen, zum Beispiel zwischen den Generationen. Die Altersspanne unter unseren Mitgliedern reicht von 3 bis 90 Jahren.
Sie haben sich nicht nur als Vereinschef lange Jahre ehrenamtlich engagiert, sondern auch in der Politik.
Ja, ich bin auch Stadtvertreter und bleibe hier natürlich weiterhin an Bord. Bis 2014 war ich zudem Mitglied im Kreistag. Im Landssportbund möchte ich weiterhin mitwirken und kandidiere hierfür noch mal.
Man sieht, Engagement nimmt eine wichtige Rolle in Ihrem Leben ein. Welche Bedeutung hat die ehrenamtlich Arbeit für Sie?
Durch Wolfgang Friedemann, meinen Vorgänger im Amt, der später dann Bürgermeister von Wesenberg wurde, bin ich sozusagen eingestiegen. Ich bin seit 61 Jahren Vereinsmitglied und hatte immer Trainer und Übungsleiter, die für einen da waren, die motiviert haben. Wenn andere etwas für dich tun, dann will man auch wieder etwas zurückgeben. Außerdem macht es Spaß und erfüllt einen mit Stolz, wenn wieder etwas erreicht wurde.
Zum Beispiel?
Na, ich finde schon, dass Wesenberg absolut vorzeigbare Spielstätten am Waldstadion hat. So etwas wie der Neubau des Kunstrasenplatzes gelingt aber nur mit Fördermitteln und wenn zusammen mit der Stadt an einem Strang gezogen wird. Der Verein ist ja nur Pächter der Anlagen, ist aber dennoch bereit, seinen Anteil der Eigenleistungen zu erbringen. Gerade erst erneuert wurden die Ballfangnetze und als nächstes ist die Sprinkleranlage für den Rasen geplant.
Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern im Amt?
Dass sie Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit haben und kluge Entscheidungen treffen. Sie müssen mit Sicherheit auch welche fällen, die nicht immer von allen mitgetragen werden. Dem Verein wünsche ich einen noch stärkeren Nachwuchsbereich. Während der Pandemie haben wir speziell beim Boxen und im Kindersport, was beides drinnen stattfindet, leider rund 30 Mitglieder verloren. Die wollen wir wieder zurückholen.
(Quelle: Nordkurier vom 21.07.2021)